Living History



Ich glaube nicht, daß es wahr ist, daß in Überraschungseiern demnächst Plastikfigurennachbildungen der 'Bader-Meinhof-Bande' und der GSG 9 enthalten sein sollen. Sicher hätte dies einen aufklärerischen Effekt, wenn Kinder mit Plastikfiguren den 'Vorfall' von Bad Kleinen nachspielen würden. Oder die Kinder könnten die Figuren ins Gefrierfach packen und Isolationsfolter spielen. Nur würden dann vermutlich auch GSG 9 Angehörige gefoltert.
Und das ganze wäre ausbaufähig.
Jedem Überraschungsei der Bader-Meinhof-Serie, könnte Ferrero Sammelpunkte beifügen. Für 100 Stück bekämen die Kinder dann den Bubacknachruf (Buback, ein Nachruf) zugeschickt. Schließlich handelt es sich dabei um eine der wenigen dezidiert pazifistischen Kritiken am Terrorismus.
Aber ich glaube Ferrero mangelt es an Bewußtsein für ihre Rolle in der Erfahrungswelt von Kindern und Eltern.

Und es gibt viele weitere sinnvolle Möglichkeiten. Zum Beispiel eine Jesusfigur, die mit kleinen Plastiknägeln ans Kreuz genagelt werden muß.
Das müßte die Kirche doch begrüßen.
Die jungfräuliche Geburt wäre sicher schwieriger darzustellen, aber vielleicht fällt katholischen Fachleuten auch dazu was ein. Ein leicht umzusetzendes Motiv wäre aber die Enthauptung Johannes des Täufers. Und genau richtig für Kinder. Schließlich kann eine verantwortungsbewußte Pädagogik nicht nur die schönen Seiten des Lebens vermitteln.
Leider wird dies wohl nicht passieren. Und aus meiner Karriere als Überraschungseidesignerin wird nichts.

Wahrscheinlicher ist wohl eine Neuausrichtung der Plastikfigurenproduktion an preussischen Vorbildern. Germanische Überraschungseier mit Figuren zum Nachstellen der Varrusschlacht. Schließlich suchen DIE DEUTSCHEN ihre Wurzeln.

"Living History mit germanischen Reitern und Mittelaltermärkte drücken ein Bedürfniss der Menschen nach der Erkenntnis ihrer Identität aus."


Nur ich bin wieder unnormal und will gar keine Wurzeln. Wahrscheinlich bin ich psychisch krank und habe mein Wurzelbedürfnis unterdrückt. Ich müßte es nur zulassen. Vielleicht habe ich auch Angst, daß ein Teil meiner VorfahrInnen Inuit sind und ich dann nach Grönland abgeschoben würde.
Insgesamt dürfte der Anteil, der zur Zeit in Deutschland lebenden Deutschen, deren Vorfahren bereits vor 3000 Jahren in dieser Region gelebt haben, unter 1% liegen, berücksichtige ich die Völkerwanderung, diverse Kriege, Epidemien, Fluchtbewegungen, Migration usw..
Aber Dank genetischer Forschung können wir ja vielleicht bald zurücktauschen.
Die meisten deutschen StaatsbürgerInnen müssen dann wohl in die Heimat ihrer VorfahrInnen nach Osten, nach Polen und in die asiatischen Steppengebiete zurück, während in Deutschland dann NachfahrInnen der ausgewanderten autochtonen Bevölkerung, also z.B. SpanierInnen und RumänInnen, angesiedelt würden.
Da Wurzeln wichtig sind, würden das sicher Alle begrüßen.

Zum Teil könnte dies allerdings zur Ausbildung von Nationalschizophrenie führen, bei Menschen, die sich unwissentlich mit den falschen Wurzeln identifiziert haben. Z.B. eine Nachfahrin der RömerInnen, die dachte, sie wäre Germanin. Um hier Leid zu verhindern, sollten frühzeitig WurzelterapheutInnen ausgebildet werden, die den Menschen dabei helfen ihre wahren Wurzeln zu akzeptieren. Und auch um die 99,9999 % Mischlinge therapheutisch zu betreuen.

An sich ging es nur um Überraschungseier. Ich halte es aber für wichtig darauf hinzuweisen, was so eine Plastikfigurenproduktion alles auslösen kann.

Ich weiß nicht, ob sich Ferrero der Verantwortung bewußt ist.


Ada - Berlin/Hannover 2003 bis 2010 -




Fin













Impressum:




Die Weiterverbreitung, Nutzung und Spiegelung des Textes ist ausdrücklich erwünscht.
Der Text steht unter der Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ - This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License



Und noch ein kurzer Text; Living History

























Zuletzt aktualisiert 30.01.2021



Living History Überaschungseier Buback ein Nachruf Wurzeln Lebende Geschichte














Living History

Die Geschichte lebt - Living History -. Schlechte Übersetzungen sind für manche brillante Einsicht gut.

Tatsächlich lebt die Geschichte, sie ist nicht tot. Das heißt die Geschichte lebt, weil sie nicht vergangen ist.

Nun wird vielleicht, die eine oder andere anmerken, das wäre doch aber das zentrale Merkmal der Vergangenheit, vergangen zu sein.
Für die Vergangenheit gilt dies auch. Nur wird Geschichte heute geschrieben und damit hergestellt. Die Vergangenheit liefert nur den Rohstoff.

Was dabei heraus kommt, war in der Geschichte der Geschichte oft unterschiedlich. Und auch heute werden immer neue Innovationen eingeführt.

Geschichte lebt, die Vergangenheit ist tot.

Die lebende Geschichte macht Politik. Deshalb ist es wichtig, selbst Geschichte zu schreiben und dies nicht den PriesterInnen der Wissenschaft zu überlassen.