Leben Sie?



Ja. Woher wollen Sie das wissen?

Vielleicht bin ich ja tot. Ich muß es nur überzeugend genug darstellen. Und falls mich jemand mit einer Schußwaffe bedroht, sage ich dann einfach; "Ph, ich bin schon tot."
Und wenn sie/er schießt gehe ich halt in ein anderes Todesstadium über.
Was soll's?
Die Mehrheit glaubt doch eh an unsterbliche Seelen, da müßte es doch egal sein erschossen zu werden.
Ich glaube zwar nicht an Seelen, aber ich glaube auch nicht an den Tod. Der Tod ist für mich christliche Kitschmythologie.

In unterschiedlichen Kulturen wird Leben und Tod ganz unterschiedlich gefaßt.
Wann beginnt z.B. das Leben?

- Bei der Zellspaltung?

- Mit dem göttlichen Einhauchen der Seele?

- Beim Geboren werden?

- Im Moment der ersten Selbstwahrnehmung; "Ich denke, also bin ich"?

- Gar nicht, es erscheint von Wiedergeburt zu Wiedergeburt nur in unterschiedlichen Inkarnationen?

- Jedesmal aufs neue wenn ich "Upps" sage?

- ..?


Bin ich vorher tot oder nicht existent, und wo ist dann der Unterschied?

Falls ich vor der Geburt nicht existiere, aber trotzdem nicht tot bin, was heißt dann, als nichtexistente Person vor der Geburt zu leben?
Und falls Tod nichts anderes ist als das Aufhören der Existenz, also falls Tod daß selbe ist, wie der Zustand vor der Geburt, könnte ich ja irgendwann auch mal wieder geboren werden.

Falls das Ich aber ein einmaliges Ereignis in einer unendlichen Ursache-Wirkungs-Kette ist, ist die Frage, wo beginnt dieses Ereignis und wo hört es auf?
Die Setzung eines Anfangs- und Endpunktes in einer unendlichen Kette von Ursache-Wirkungs-Beziehungen ist immer menschliche Willkür.

Ich sehe nur eine logische Konsequenz, der Tod existiert nicht.

Und die Todesfurcht wird bewirkt durch bürgerlich-christliche Ideologie um mich zu disziplinieren.

Weil Sie Angst vor dem Tod haben, raffen Menschen zusammen, was sie können, zum Lob und Preis des Kapitalismus.
Weil Sie Angst vor dem Tod haben, steigen Menschen nicht einfach aus, wenn es keinen Spaß mehr macht, und sorgen dafür, daß alle Menschen Angst bekommen vor dem Alt werden.

Wieso sollte ich mich davor fürchten im Sinne der bürgerlich-christlichen Ideologie aufzuhören zu leben. Vor Krankheit und Schmerz ist Angst nachvollziehbar, aber vor dem Tod?

Wozu?

Ich fürchte mich nicht vor dem Tod (Sensenfrau hin- oder her, hallo hier Grüße an Dich), ich glaube nicht an den Tod und auch nicht an das Leben.

Das Kakau gut schmeckt, daran glaube ich. Nur es gibt Tage, da schmeckt er trotzdem nicht.
Falls ich also sagen würde, ich lebe solange mir der Kakau gut schmeckt, würde es sporadisch zwischendurch Tage geben an denen ich tot bin.

Auch dies ist also keine hilfreiche Definition.

Behaupten Sie nicht, ich hätte mich nicht wirklich bemüht. Und falls Sie lieber weiter Angst vor dem Tod haben wollen, ist das natürlich Ihr gutes Recht.


Als Anarchistin stelle ich es Ihnen natürlich frei, an den Tod zu glauben, falls Ihnen das Spaß macht.


Ada - Hannover/Berlin, 2003 bis 2010 -


Fin











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Und noch ein kurzer Text; Die Dekonstruktion des Todes

























Zuletzt aktualisiert 30.01.2021





Dekonstruktion Tod. Ein Text über den Tod als historisches und soziales Produkt. Tod Sexualität Geschichte Geschlecht Töten Sterben Mythos Religion Sakrament




















Die Dekonstruktion des Todes - 7 Möglichkeiten den Tod zu dekonstruieren -

Und die Dunkelheit sprach; "Der Tod, bin ich."
Sie aber lachte nur; "Du existierst gar nicht, nur ein Konstrukt schaler Gedanken."
Da wirbelte der Tod wild mit der Sense, doch sie sprang ihm jedesmal über die Klinge.
So dekonstruierst Du den Tod.
Da kam der Tod wieder als schleimige klebrige Masse. Doch sie nutzte einfach ihr Ökospülmittel, und wieder wurde der Tod von ihr dekonstruiert.
"Ich gebe nie auf", schrie der alte Graue aus den Tiefen der Gräber.
Doch sie tanzte zu seiner Melodie Ringelreihen.
"Tod Du bist tot", auch Deine Leiche wird noch dekonstruiert.
Da sprach er von überall und nirgends, "Auch Focault mußte sich geschlagen geben."
"Und", sprach Sie,"bin ich Foucault? Ich dekonstruiere auch Foucault, wieso also nicht auch Dich Gevatter Tod. Du bist ein patriarchales Relikt, ein Fossil, tot, lange schon nicht mehr wirksam, ein überholtes Dispositiv."
Da wurde der Tod zur Frau, "Laß Dich küssen."
Doch auch so entkam er nicht der Dekonstruktion.
"Damit schreckst Du nur Männer?", lachte sie und küßte die Erinye bis der Erinye der Atem wegblieb und sie zurück im Nichts versank.
Dann tanzte sie auf dem Grab des dekonstruierten Todes die Nacht und den Morgen durch.

Am Nachmittag aber schrieb sie einen Aufsatz über die 7 Möglichkeiten den Tod zu dekonstruieren.




PS: Wie; "Das sind aber keine 7 Möglichkeiten der Dekonstruktion des Todes?"
"Na und, welche interessiert sich schon für den Tod."